Ausstellung Von Werkstoffen und Kunstwerken




Die Ausstellung wird von einem Filmzyklus Stein, Stahl, Styropor, einer Exkursion und einem Referat von Dr. Prof. Monika Wagner begleitet.
Der Fokus der Ausstellung Von Werkstoffen und Kunstwerken liegt auf den verschiedenen Bezügen zwischen Materialien und Objekten der Kunst. Die Traditionen verschiedener Materialverwendungen und Verarbeitungstechniken erzeugen ein grosses Ausdruckspotential, welches künstlerisch nutzbar gemacht werden kann. So wirkt sich die Frage der Materialität auf künstlerische Ideen und Entwürfe aus und kann auch deren Umsetzung prägen. Die Ausstellung rückt das Material ins Zentrum der Aufmerksamkeit und eröffnet dadurch neue Zugänge und Inspirationen zur Kunst.
Es wird anhand einzelner, illustrativer Beispiele die mehrschichtige Ordnungsstruktur skizziert, wie sie das Werkstoff-Archiv prägen wird. Ein Netz von sich überlagernden Strukturen wird für Künstler, Architekten oder Denkmalpfleger neben systematischem Suchen auch ein assoziatives Finden von Werkstoffen und Verarbeitungstechniken möglich machen.
Eine der Ordnungsstrukturen besteht in den acht pragmatisch bestimmten Materialkategorien, wie sie auch den Aufbau der Online-Datenbank materialarchiv.ch prägen, welche das Sitterwerk zusammen mit den Partnerorganisationen Gewerbemuseum Winterthur, Architekturhochschule Luzern und Zürcher Kunsthochschule aufgebaut hat. Innerhalb der Schubladenwand bildet jede dieser acht Materialgruppen eine horizontale Schicht, welche sich über die ganzen Schrankwände hinzieht: So liegen die einzelnen Gruppen wie tektonische Schichten übereinander: über den Gruppen Stein und Metall folgen die Gruppen Keramik, Glas, Kunststoff, Holz und Papier und zuoberst die Gruppe der Fasern.
Quer zu dieser Organisation in Gruppen wird die Sammlung im Materialarchiv durch den Grad der Verarbeitung einzelner Materialien strukturiert. Dazu bilden die standardisierten Materialmuster, wie sie auch in den Partnerorganisationen vorhanden sind, gewissermassen den Nullpunkt im Koordinatensystem. Es sind Materialien im eigentlichen Sinne, die zumeist aus verschiedenen Komponenten bestehen – z.B. Kupferlegierungen, welche aufgrund besserer Materialeigenschaften sehr viel häufiger zur Anwendung kommen als reines Kupfer. Rechts von diesen Grundmaterialien liegen die Rohstoffe, welche chemisch betrachtet oft sehr viel einfacher sind – z.B. die einzelnen Elemente, wie wir sie aus dem Periodensystem kennen.
Auf der anderen, linken Seite dieser Grundmaterialien folgen entsprechend die weiter bearbeiteten, eigentlichen Werkstoffe, wie sie häufig in der Produktion von Kunstwerken zur Anwendung kommen – entweder bei der Weiterverarbeitung zu Werkstücken, oder auch als Hilfsstoffe. Ein schönes Beispiel dazu bildet der Gips, welcher als Modelliermasse einem Künstler als Entwurfsmaterial dienen kann, aber auch zur Herstellung von Stützen eines Silikonnegativs in der Werkstatt einer Kunstgiesserei verwendet werden. Solche Werkstoffe bilden den Schwerpunkt der Sammlung des Werkstoffarchivs. Im Rahmen der Ausstellung werden sie Kunstwerken als Resultaten weiterer Verarbeitung gegenübergestellt.
Es werden hier aber nicht eigentliche Kunstwerke präsentiert wie in einer Museums- oder Galerienausstellung. Vielmehr liegt der Fokus auf Werkstücken, denen als solche der Status eines Kunstwerks noch nicht im wesentlichen Sinne zukommt. Die Exponate der Ausstellung sind zumeist dem Prozess der Produktion entrückte Objekte, sei es als Ausschuss oder als verworfener künstlerischer Ansatz. Zum Teil sind die Exponate aber auch ganz einfach für die Dauer der Ausstellung dem Produktionsprozess in der Kunstgiesserei entzogen.
Auf den Büchertischen zwischen den einander gegenübergestellten Bereichen von Werkstoffen und Kunstwerken werden anhand von ausgewählter Literatur vier Themenfelder aufgespannt, welche die Prozesse der Entstehung von Kunst beleuchten: Je ein Tisch ist den Themen Referenz, Entwurf, Produktion und Restaurierung gewidmet. Die Auswahl an Literatur in der Ausstellung zum Thema Werkstoff und Kunstwerk bildet auch die Verschränkung des neu eröffneten Werkstoffarchivs mit der Kunstbibliothek ab, welche weit über die Gemeinsamkeit des Orts hinausreicht.