contrapunkt: NONO 90 - Das Minguet Quartett in der Kunstbibliothek
Am Freitag, 28. Februar 2014, ab 19 Uhr, ist contrapunkt / new art music, das St.Galler Forum für neue Musik, im Sitterwerk zu Gast. 1987 gegründet, fördert contrapunkt – seit 1992 als Verein – mit Konzerten und anderen Aktivitäten die Verbreitung zeitgenössischer Musik auf regionaler bis internationaler Ebene. Im Programm der aktuellen contrapunkt-Saison wird an diesem Abend das Minguet Quartett aus Köln mit Luigi Nonos einzigem Streichquartett Fragmente – Stille, an Diotima sowie Werken von Johannes Ockeghem, Giuseppe Verdi und Ludwig van Beethoven zu hören sein.
Luigi Nono (1924-1990) war neben Luigi Dallapiccola und Bruno Maderna einer der bahnbrechenden Tonkünstler, die nach dem Zweiten Weltkrieg im postfaschistischen Italien serielle Techniken als musikalische Sprache des Widerstands auffassten und zum Ausdrucksmittel einer realistischen, politisch bewussten und zugleich «avantgardistischen» Kunst machten. Im Gegensatz zu anderen bedeutenden Vertretern der seriellen Musik in den 1950-er Jahren wie Karlheinz Stockhausen oder Pierre Boulez setzte Nono andere Akzente. [...] Nono trat offen für die kommunistische Partei ein und thematisierte seine politische Haltung immer wieder in seiner Musik.
Mit Fragmente – Stille an Diotima, entstanden von Juli 1979 bis Januar 1980, schien jedoch eine andere Weichenstellung erfolgt zu sein. Nono selbst bestritt zwar die Absage an politisches Engagement, er räumte aber eine Neuausrichtung ein. [...] Nono begriff sich als Wanderer, der sich noch einmal ins Ungewisse vortastete. Er konstituierte Klanginseln, die in sich komplex sind; es ging ihm um «bewegte Klänge» mit changierendem Kolorit – um das Selbstverständnis von Klängen die, nach Friedrich Hölderlin, «zu den zarten Tönen des innersten Lebens streben» [...] Hölderin erhob er zum Kraftfeld und Fixpunkt des Quartetts. An über 50 Stellen notierte er Fragmente aus dessen Gedichten, zwölf davon aus Diotima (1796), dessen Anfangszeilen lauten: «Lange tot und tief verschlossen / Grüsst mein Herz die schöne Welt ...» (Text: Egbert Hiller, aus der Einladung von contrapunkt)
Das Minguet Quartett wurde 1988 gegründet und spielt in seiner heutigen Besetzung mit Ulrich Isfort (Violine I), Annette Reisinger (Violine II), Aroa Sorin (Viola) und Matthias Diener (Violoncello). Namenspatron ist Pablo Minguet, ein spanischer Philosoph des 18. Jahrhunderts, der sich in seinen Schriften darum bemühte, dem breiten Volk Zugang zu den Schönen Künsten zu verschaffen – für das Minguet Quartett ist dieser Gedanke künstlerisches Programm.
19 Uhr Einführung Dr. Egbert Hiller, Köln
20 Uhr Konzert mit dem Minguet Quartett, Köln
Barbetrieb dazwischen und nach dem Konzert
Billette an der Abendkasse (kein Vorverkauf)
Eintritt: Fr. 30.– (Mitglieder: Fr. 20.– / Kinder, Lehrlinge, Studenten, Mittellose: Fr. 5.–)