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Sonntag, 25.01.2015 – 22.03.2015
Stiftung Sitterwerk

Mit / Ohne Anspruch auf Vollständigkeit – Rarität Holzbibliothek

Ab dem 25. Januar ist im Sitterwerk eine von zwei noch erhaltenen Holzbibliotheken der Schweiz zu sehen. Für die Ausstellung Mit/Ohne Anspruch auf Vollständigkeit konnten die Grafikdesigner Annett Höland und Yves Schweizer auf die Clais'sche Holzbibliothek zurückgreifen, die der Benediktinermönch Candid Huber aus Ebersberg in Bayern um 1790 herum für Johann Sebastian Clais anfertigte. Als «Gabe der Dankbarkeit» für das Bürgerrecht schenkte Clais seine Holzbibliothek 1795 der Stadt Winterthur. Da die Konservierung den Stadtoberen Sorgen bereitete, entschieden sie sich 1813, die hölzernen Bücher gegen «anständige» einzutauschen und die Holzbibliothek gelangte in den Besitz der Familie Sulzer zu Aadorf. 1950 schliesslich kam die Holzbibliothek ins Naturmuseum Winterthur.

Mit/Ohne Anspruch auf Vollständigkeit im Sitterwerk macht die Rarität Holzbibliothek für ein grösseres Publikum zugänglich. Durch die Einbettung in die Umgebung des Sitterwerks löst sich die Ausstellung vom rein historischen Kontext. Als Sammlung von Holz und anderen Bestandteilen verschiedener Baumarten, jeweils in einer Holzschatulle in Gestalt eines Buches, stellt sie exemplarisch eine Verbindung von Material und Buch dar. Durch die Positionierung der Ausstellung an der Schnittstelle von Werkstoffarchiv und Kunstbibliothek transferieren Annett Höland und Yves Schweizer die sogenannte Xylothek in die heutige Zeit. Sie stellen den Ordnungsversuch der historischen Holzbibliothek dem innovativen Ansatz von zeitgenössischer Wissensordnung, wie sie das Werkstoffarchiv und die Kunstbibliothek darstellen, gegenüber.

Die Holzbibliothek stammt aus dem späten 18. Jahrhundert, als die Bestandesaufnahme der Arten als endliches Unterfangen galt. Durch das genaue Beobachten, Sammeln, Benennen und Ordnen von Naturalien glaubte man, der Natur auf die Spur zu kommen. Allen voran Candid Huber, dessen Arbeitsweise als die wissenschaftlichste unter den Herstellern von Holzbibliotheken gilt. Sein Bestreben zu ordnen trifft im Sitterwerk auf das Ordnungssystem der Kunstbibliothek, das heute mittels Radiofrequenz-Technologie (RFID) als dynamische Ordnung angelegt und vom serendipischen Prinzip geprägt ist. Mit Bibliozine, dem jüngsten Projekt des Sitterwerks, ist ein weiterer Schritt in Richtung zukunftsorientierter und medienübergreifender Wissensordnung gemacht. Die erweiterten Recherchemöglichkeiten, die der neue sensitive Arbeitstisch eröffnet, finden Eingang in das Rahmenprogramm der Ausstellung. Interessierte Besucher und Schulklassen sind eingeladen, im Rahmen der Ausstellung im Sitterwerk zu recherchieren.

Die Ausstellung wird unterstützt vom Kanton St.Gallen und der H.E.M. Stiftung, Vaduz.

Eröffnung: Sonntag, 25. Januar 2015, 14 bis 18 Uhr
15 Uhr: Einführung
Daniela Zingg, Stv. Konservator und Kuratorin Biologie des Naturmuseums Winterthur sowie die Ausstellungsmacher Annett Höland und Yves Schweizer
Anschliessend folgt ein Kurzvortrag von Monika Mündel, Kuratorin der Sonderausstellung zum 200. Todestag von Candid Huber im Museum Wald und Umwelt in Ebersberg.

Gesprächsabende
jeweils 18.30 Uhr, mit Bar

Mi 11. Februar 2015: Mirko Baselgia, Bildender Künstler, Die Königin des Pflanzenreiches
Mi 4. März 2015: Ueli Vogt, Kurator Zeughaus Teufen, Gärtner, Architekt und Sammler, Original und Imitat
Mi 18. März 2015: Felice Crottogini, Forstingenieur beim Kantonsforstamt St.Gallen und zuständig für die forstliche Aus- und Weiterbildung im Kanton St.Gallen, Herbarium – aktuelles Lerninstrument in der Forstwartausbildung