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Donnerstag, 23.03.2023 – 29.10.2023
Mehrere Bereiche

«Mein ABC ist…»
Eine Workshopreihe in der Kunstbibliothek und im Werkstoffarchiv

Ein Buch in einer Bibliothek an den falschen Platz zu stellen, ist Sabotage. Es wird für andere praktisch unauffindbar. Das ABC, die strenge Ordnung, lässt kaum Spielraum. Die dynamische Ordnung der Kunstbibliothek erlaubt es jedoch das ABC freier zu interpretieren und immer wieder neu zu definieren. Mit der dreiteiligen Workshopreihe «Mein ABC ist …» soll diese Freiheit genutzt und die Kunstbibliothek und das Werkstoffarchiv für eine gewisse Zeit zum Marktplatz von verschiedenen Meinungen und Ordnungsvorstellungen werden.

Gäste aus unterschiedlichen Fachbereichen sind eingeladen, während einigen Tagen die Sammlungen nach ihren Kriterien umzukrempeln und darüber ihre Forschungsinteressen sichtbar zu machen. Übergeordnete Thematik der drei Rechercheaufenthalte sind Fragen zum Umgang mit Materialressourcen und damit das Durchsuchen und Hinterfragen des Sitterwerk-Bestandes bezüglich Informationen zu Herkunft, Gewinnung und der Zirkularität von Roh- und Werkstoffen. Als Abschluss der Workshoptage findet jeweils ein öffentlicher Gesprächsabend statt, an dem die von den Gästen hinterlassene Neuanordnung im Bibliotheksraum besprochen und diskutiert wird. Im Anschluss wird die Auslegeordnung während eines Monats beibehalten, bevor sie sich durch die Nutzung von regulären Besucher:innen wieder auflöst.

«Mein ABC ist ... aktiv»
vom 23. März bis 23. April

Vom 20. bis 23. März sind Iva Rešetar und Léa Perraudin der interdisziplinären Forschungsgruppe Matters of Activity der Humboldt-Universität zu Berlin im Sitterwerk zu Gast. Sie beschäftigen sich mit der Frage, wie Materialien an ihre Kontexte gebunden sind, wie sie Prozesse offenlegen und sich im Laufe der Zeit wandeln. Iva Rešetar und Léa Perraudin werden während drei Tagen die Buch- und Materialsammlung aus diesem Blickwinkel umordnen und dabei die allgemein vorherrschende Auffassung von Materialien als stabile und standardisierte Einheiten in Frage stellen. Materialarchive als Wissensspeicher beschränken sich oft auf das Sammeln von haltbaren und isolierten Proben und konzentrieren sich auf Praktiken, die Veränderungen möglichst ausschliessen oder verhindern. Gerade darin liegen jedoch Indizien für Materialflüsse und grössere sozio-ökologische Zusammenhänge. Mit ihrem Rechercheaufenthalt untersuchen Iva Rešetar und Léa Perraudin, inwiefern Archive den Zugang und die Erfahrung solcher Aktivitäten in Materialien – wie Phasenübergänge, Wachstum oder Verwitterung – ermöglichen und wie die Muster auf materielle Prozesse ausserhalb der Sammlung verweisen.

Donnerstag 23. März, 18:30 Werkstoffarchiv und Kunstbibliothek
Ein Gespräch zur Auslegeordnung der Architektin Iva Rešetar und der Medientheoretikerin Léa Perraudin von Matters of Activity aus Berlin
Begrüssung von Julia Lütolf, Leiterin Werkstoffarchiv
Apéro im Anschluss

«Mein ABC ist sekundär»
vom 8. Juni bis 30. Juni

Anfang Juni ist die Fachstelle für Sekundärrohstoffe des Instituts für Geologie der Universität Bern zu Gast. Die Forschungsgruppe befasst sich mit der Verwertung von mineralischen Abfällen im Sinne einer nachhaltigen Schliessung von Stoffkreisläufen. Durch den Ersatz von Primärrohstoffen durch Sekundärrohstoffe können wertvolle natürliche Ressourcen geschont werden. In diesem Zusammenhang ist unter anderem die Metallrückgewinnung aus Industrieabfällen oder der Rohstoffersatz in Industrieprozessen und Baustoffen Thema. Am Beispiel des Sandes, der aktuell einer der wichtigsten nichtmetallischen mineralischen Rohstoffe ist, kann dies veranschaulicht werden. Sand ist Ausgangsstoff der Glasherstellung, Hauptbestandteil von Beton oder auch von Sandformen, die in Industrie- und Kunstgiessereien verwendet werden. Da sich nicht jeder Sand für jeden Zweck eignet, sind gewisse Sande heute zur raren Ressource geworden. Im Buch- und Materialbestand des Sitterwerks ist der kleinteilige Rohstoff jedoch vielfältig vertreten und kann mit dem spezifischen Blick der Fachstelle Sekundärrohstoffe vorübergehend als primäre Ordnungskategorie in den Vordergrund treten.

Am 8. Juni um 18:30 Uhr stellt das Team der Fachstelle für Sekundärrohstoffe ihre Auslegeordnung vor, die im Anschluss noch bis am 30. Juni im Werkstoffarchiv und in der Kunstbibliothek gezeigt wird.

«Mein ABC ist elementar»
vom 28. September bis 29. Oktober

Ende September widmen sich Ignacio Acosta und Stella Carlsen dem me­tallischen Element Kupfer und dessen Vorkommen in der Buch- und Materialsammlung. Der Künstler Ignacio Acosta setzt sich mit dem Verständnis von Orten und Landschaften auseinander, die, obwohl sie oft vernachlässigt werden, von globaler Bedeutung sind. Mit seiner Arbeit «Copper Geographies» hat er beispielsweise die Handelswege und den Lebenszyklus von Kupfer verfolgt und dokumentierte mit verschiedenen Medien die transformierten Landschaften der Atacama Wüste von Peru und Chile, wo das Material abgebaut wird, und die Londoner Innenstadt, wo es verbaut wird. Stella Carlsen ist in der Kunstgiesserei St. Gallen für das Thema der nachhaltigen Unternehmensführung verantwortlich und beschäftigt sich unter anderem mit den Fragen zur Herkunft und Gewinnung der verwendeten Materialien, die teilweise auch in der Sammlung des Werkstoffarchivs zu finden sind. Sie ist zusammen mit Ignacio Agosta eingeladen, die in Büchern und Materialschubladen vorhandenen Kupfer-Elemente statt im Periodensys­tem, in einem weiter gefassten Zusammenhang zu verorten und mit den Themen der Kunstproduktion in Beziehung zu setzen.

Am 28.September um 18:30 Uhr stellen Ignacio Acosta und Stella Carlsen ihre Auslegeordnung vor, die im Anschluss noch bis am 29. Oktober im Werkstoffarchiv und in der Kunstbibliothek gezeigt wird.

Die Workshopreihe wird unterstützt durch Kanton St.Gallen Kulturförderung / Swisslos, Stiftung Temperatio, TISCA Tischhauser Stiftung