Modelle für Gefässe und Vasen stehen auf Tisch und Boden, Reste von weissem Modellbaukarton, aus dem geometrische Formen ausgeschnitten sind, lehnen an der Wand des Gastateliers. Frédéric Dedelley berührt das biegsame Modell eines 40 Zentimeter hohen Zylinders, stört damit die streng geometrische Form. Der kreisförmige Grundriss verschiebt sich zu einer freien, organischen Form. «Mich interessieren Abweichungen von geometrischen Grundformen, zum Beispiel Zylinder, die durch die gewählte Modellbauweise beim Machen leicht aus der Symmetrie kommen», so der Zürcher Designer. Er spricht von dynamischer Schönheit, vom Imperfekten in der Form, das sie lebendig und sinnlich mache. Dieses Thema wird er durch Abgüsse der Modelle im Direktausbrandverfahren in Bronze übersetzen. «Weiter interessiert mich die Typologie Gefäss, eine der ersten Typologien, die der Mensch erfunden hat. Ein Ur-Ding», so Frédéric Dedelley. Gleichzeitig aber versucht er, sich von der Brauchbarkeit der Objekte zu entfernen. «Das ist der Leitfaden für die sieben Wochen hier im Sitterwerk: Mich von der Funktionalität der Objekte, die eine Bedingung von Design ist, zu distanzieren.» Als Mittel dafür dient ihm beispielsweise das Gewicht. Die Objekte werden – in Bronze gegossen – so schwer, dass sie kaum noch zu heben sind. Die Gefässe sind eine Fortsetzung der freien künstlerischen Serie Objets mélancoliques. Das sind Vasen und Gefässe in kristallinen Formen, die er 2009 und 2011 in der Kunstgiesserei in Tombak giessen liess. Was er beibehält, ist die Rohgusspatina der Objekte. Dadurch erhält auch diese Serie ein unvorhersehbares Moment in der Produktion.
Ein weiteres Projekt, an dem Frédéric Dedelley während seines Gastaufenthaltes arbeitet, ist eine Art Formlabor. Dabei handelt es sich um rein formale Experimente. «Vor zwei Jahren begann ich, Reststücke von Modellbaumaterial aus dem Atelier zu sammeln. Einige hatten interessante Formen, auf die man nicht kommen würde, wenn man sie entwerfen wollte.» Nun wird er mit dem neuen 3D-Drucker der Kunstgiesserei arbeiten. Die Formen wurden digitalisiert und aus Flächen werden Volumen entstehen, indem er sie rotiert. Jede Vertikale dient dabei als Rotationsachse. «Die Körper, die dadurch entstehen, werden mit dem 3D-Drucker produziert. Was danach mit ihnen entsteht, ist noch unklar.» Diese Volumen werden ihm als formales Repertoire dienen für zukünftige Projekte. Eine wichtige Inspiration für dieses Vorhaben fand Frédéric Dedelley durch Stöbern in der Kunstbibliothek des Sitterwerks, wo er auf Fotografien von mathematischen Körpern des japanischen Künstlers Hiroshi Sugimoto stiess.
Von Mitte April bis Ende Mai 2015 war Frédéric Dedelley zu Gast im Sitterwerk. Seit 1995 führt er ein Atelier für Design in Zürich. Frédéric Dedelley entwirft Möbel und Objekte, hat für verschiedene Museen und Institutionen Ausstellungen inszeniert und mehrere sakrale Räume ausgestattet.
Offenes Atelier
Dienstag, 2. Juni 2015
ab 18 Uhr