Vaclav Pozarek ist 1940 in der Tschechoslowakai geboren, lebt seit über 30 Jahren in Bern und gehört zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Schweizer Gegenwartskunst. Er ist Plastiker und Grafiker und bewegt sich mit präziser Eigenständigkeit zwischen Konzeptkunst und Minimal Art.
Ausgestattet mit Holz, brauner Farbe und Tusche begibt sich der Künstler im Sitterwerk auf eine Reise. Entstehen sollen Skulpturen, später die eine oder andere vielleicht in Metall gegossen. Am Abend jeweils zeichnet er.
Seine Skulpturen sind autonom und funktionslos. Obwohl sie auf den ersten Blick oft das Gegenteil vorgeben. Zusammengebaut aus gefundenen Holzresten, mit Scharnieren, Türen, Leer- und Zwischenräumen versehen, machen sie einen seriösen Eindruck. Gleichsam als ob sie eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hätten.
Funktion bekommen die skulpturalen Objekte jedoch erst in der Kombination: Als Teil eines Ensembles werden sie zu Charakteren, die unter Vaclav Pozareks Regie spezifische Rollen spielen, die sich je nach Konstellation auch verändern können. Er spricht dann von Schauspielern – Vaclav Pozarek hat an der Filmakademie Prag Regie studiert – manchmal auch von Prothesen.
Nicht nur sein filmisches Wissen fliesst in Vaclav Pozareks Schaffen ein. Themen wie Typografie, Architektur und Bildhauerei interessieren ihn. Deshalb trifft man ihn oftmals auch in der Kunstbibliothek an. Zu viele gute Bücher habe es im Sitterwerk, beklagt sich Vaclav Pozarek, er komme gar nicht zum Arbeiten. Betritt man jedoch das Gastatelier, ist sein Schalk im Nu entlarvt. Hier arbeitet jemand emsig, fokussiert und äusserst konzentriert. Der Arbeitsraum ist sorgfältig eingerichtet, die Arbeitsflächen sind säuberlich geordnet und jedes Ding hat seinen Platz – auch die Finken, rechts aussen auf der drittuntersten Treppenstufe zum Schlafraum.
Vaclav Pozareks Arbeitsweise ist alles andere als launisch, träumerisch oder verspielt. Er arbeitet zielgerichtet, auch wenn sich das formale Thema eines Werkes erst mit dem Modellieren der Materialien abzeichnet. Materialverschleiss ist ihm ein Graus. Am liebsten würde er etwas aus nichts erschaffen. Aber da das nicht geht, arbeitet er so minimalistisch wie möglich. Vaclav Pozareks Kunst ist schnörkellos und radikal, clever und verschmitzt. Einblicke in sein Schaffen darf man im offenen Atelier des Sitterwerks einholen und dann ab September in einer Einzelausstellung in der Galerie Barbara Wien in Berlin.
Offenes Atelier
Dienstag, 15. August 2017
um 18 Uhr