Im August 2009 hat Flora Cohen, kolumbianische Künstlerin aus Miami, das Gastatelier bezogen. Sie bearbeitet hier mit unterschiedlichsten Medien das Sujet der menschlichen Zunge. Ihr Interesse am flexibelsten aller menschlicher Organe liegt in den vielfältigen Funktionen und Rollen, welche von der Zunge übernommen werden.
Die Zunge als Organ der sprachlichen Kommunikation und sogar Verkörperung der Sprache, welche zugleich auch – zum Beispiel als herausgestreckte Zunge – als Mittel nonverbaler Sprache dienen kann. Die Zunge im Kontext der verschiedenen Metaphern, welche verschiedene Haltungen der Menschen untereinander versinnbildlichen: als gespaltene, braune – oder, im kolumbianischen Spanisch, als haarige Zunge, an welcher die Wahrheit hängen bleibt und nicht zum Ausdruck kommen kann. Die Zunge auch als Organ der Lust, der unmittelbarsten zwischenmenschlichen Interaktion. Die Zunge aber auch als Geschmacksorgan, welches uns die unendlichen Abstufungen und Geschmacksrichtungen zwischen süss und bitter eröffnet.
Solche Assoziationen bilden der Künstlerin Anlass für ihre zeichnerischen, plastischen oder auch bibliophilen Wortspielereien, welche sie noch weiter treibt durch die Wahl der Materialien: Zum Beispiel, wenn sie Zungen aus einer Masse formt, welche ganz spezifisch für unsere wirklichen Zungen in Form von Lollipops aufbereitet wurde, und uns damit verführt, uns ihre Kunst recht eigentlich einverleiben zu wollen.