Von Mitte April bis Mitte Juli 2012 war Miriam Sturzenegger (*1983) Gastkünstlerin im grossen Atelier des Sitterwerks. Die Künstlerin entwickelte ihre Arbeiten konsequent in der Reduktion. Die Auseinandersetzung mit den Bedingungen der Zeichnung – mit spurhafter Artikulation einerseits und einem konstruktiven, Raum organisierenden Verfahren andererseits – bestimmt auch ihr bildnerisches Denken in Installationen und Texten. Ausgehend vom weissen Blatt Papier erschuf sie mit oft wenigen Linien einen ebenso haptischen wie flüchtigen «Ort des Denkens». Der Bildraum beschränkte sich nicht auf das Zeichnungsblatt, sondern wurde erweitert durch das Einbeziehen der physischen Architektur und Oberflächen der Umgebung.
Miriam Sturzenegger integriert Vorgefundenes durch künstlerische Aneignung in ihre Arbeit. Zufälle wie das Fallen eines Haares aufs Papier setzt sie methodisch ein und präzisiert oder bricht so die Linienführung. Die Orientierung des Blickes zwischen Linien und Kanten lässt räumliche Verschiebungen und fragile Architekturen entstehen. Mit ihren Installationen aus gesammelten Holzleisten und -tafeln führt Miriam Sturzenegger die Zeichnung mittels physischer Linien und Flächen ins Dreidimensionale. Spurensicherung ist ein Teil ihrer künstlerischen Strategie. Spuren und Staub begreift sie als Ablagerung von Zeit – das Zeichnen gewissermassen als ein «Ordnen des Staubes», was sich auch als experimentelle Informationstheorie oder Moment der Poesie verstehen lässt.
Offenes Atelier
Dienstag, 5. Juni, 2012
ab 17.30 Uhr, mit Gazpacho und Jerez