Stiftung Sitterwerk
Sittertalstrasse 34
CH-9014 St.Gallen
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post@sitterwerk.ch
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag, 9–17 Uhr
Sonntag, 14–18 Uhr
Samstag geschlossen
Offenes Atelier mit Darks Miranda
Mittwoch, 28. August 2024
ab 18:00 Uhr
Offenes Atelier im Sitterwerk Gastatelier
19:30 Uhr
Performance
20:30 Uhr
Weird Lambada, 2020 (13 min)
Cellphone, 2020 (POR / EN, 23 min)
A Dangerous Night in Vulcano Island, 2022 (40 min) im Sitter-Ciné beim Badehaus
Darks Miranda beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit Häuten. In früheren Werken sind die Oberflächen inspiriert an der Haut und Schalen von Früchten, später an Häuten, Schuppen und Federn von Tieren. Oder sogar sie selbst, wenn sie für Performances in Camouflage und Kostüme schlüpft und ihr Name, in den sie sich hüllt, seit sie Kunst macht. In den drei Monaten im Sitterwerk hat Miranda Schicht um Schicht Keramikskulpturen gemacht, die wir Bichos nennen könnten. Bichos sind im brasilianisch-portugiesischen Lebewesen aus der Tierwelt aber auch Fabelwesen aus der Fantasie. Sie entspringen einer verspielten, traumähnlichen Fiktion. Für das Offene Atelier macht Miranda ihr Atelier zur Bühne für diese kleinen, liebevollen Monster und überlässt ihnen die Show, nicht wie in früheren Performances, in denen sie selbst zur Hauptdarstellerin wird. Auch ihre Art zu Arbeiten ändert sich im Tal an der Sitter zu introvertiert und introspektiv, anders als in Rio de Janeiro, wo sie eigentlich wohnt.
Mirandas Wesen aus Keramik und Requisiten sind ganz, wie sie Néstor Perlongher in seinem Gedicht beschreibt
Once upon an animal
Es war einmal ein Tier, blutend und süss
mit vielen Gesichtern
aus deren Wunden Musik und Schweiss quollen
blutend in ihren Lapsus
Es war wie eine ausgestorbene Spezies
stumm und sanftmütig
aber deren Mätzchen manchmal eine Ausgelassenheit verraten
-vielleicht eine Nostalgie-
seiner galanten Pflege
Einst war es ein flüchtiges und fossiles Tier, aber seine Verbrechen
verrieten denselben Sinn für Blütenblätter
in deren Zahnfleisch es stank, verwickelt, die Qualen
aufgespiesst, wie ein junger Eindringling
-in seinen ungehorsamen Blitzen pochte ein hoffnungsloses Grauen
Wie viele Adverbien und Adjektive werden seinen Sog auffangen,
das Gehege
Sein verruchtes Leben
Verruchte Ruhe seine Sturheit
in einer erbärmlichen Blende
Oh Instrumente des Windes, wo die Brustwarzen geschüttelt werden
hupte, heulte im Licht einer chinesischen Musik
bodenlose Scheunen, wo es keine keuchende Tugend fand
schlampige Staubgefässe
Einst und einst: blonde Kavaliere
schleppten ihre Glut wie ein Banner
und zertrampelten die Fransen
Einst war ein Tier angebunden und geplagt
durch glühende Unglücke
genährt vom Staub der Rubine
und dem Klang der Hügel
Dieser Aufenthalt ist im Rahmen einer Kollaboration mit ProHelvetia entstanden.