Als Lena Henke das Sitterwerk im letzten Sommer besichtigen kam, war sofort klar, dass das funktionieren würde. Zuvor hatte die Kunsthalle Zürich angefragt, ob wir uns vorstellen könnten, der deutschen Künstlerin bei uns ein Gastatelier anzubieten. Lena Henke ist Bildhauerin und lebt in New York. Ende August 2017 hat sie ihr temporäres Studio im grossen Projektatelier des Sitterwerks bezogen und arbeitet seither akribisch und in stetiger Verdichtung an der Konzeption ihrer Einzelausstellung in der Kunsthalle Zürich, die sie am 2. März 2018 eröffnen wird.
1982 in Warburg geboren hat Lena Henke 2004-2010 an der Städelschule in Frankfurt am Main studiert. Ihre skulpturalen Arbeiten sind aus unterschiedlichsten Materialien und bevorzugt als raumgreifende Installationen gedacht. Städte- und raumplanerische Theorien, Beziehungssysteme, aber auch wiederkehrende Formelemente wie Pferde- und Frauenkörper spielen dabei oftmals eine bestimmende Rolle.
Lena Henke ist ein wissensdurstiger und intensiver Mensch, der gerne in grossen Dimensionen und Zusammenhängen denkt, dabei jedoch nie die bewusste Verortung in der Kunstgeschichte und der Tradition der Bildhauerei aus den Augen verliert. Mit wachem Geist erforscht und erkundet sie ihre jeweilige Umgebung. So hat sie auch das kreative Umfeld vom Sitterwerk und von der benachbarten Kunstgiesserei sofort aufgesogen und in ihren kreativen Prozess eingebunden.
Bei ihrer Ankunft im Sitterwerk hatte Lena Henke eine erste Skizze ihrer Zürcher Ausstellung im Gepäck: Ein kleines, selbstgebautes Raummodell der Kunsthalle aus Karton, mit ersten Skulpturenideen, kleinen Spielzeugmaschinen und Konstruktionen aus Kettengeflecht. Es wurde kurz darauf an der St.Galler Museumsnacht vor Publikum beim traditionellen Mitternachtsguss von der Kunstgiesserei in Metall verarbeitet.
Diese gegossene Aufsicht auf die Raumsituation der Kunsthalle bildet den Auftakt zu Lena Henkes Einzelausstellung. Aus den kleinen Modellen sind mittlerweile menschengrosse Skulpturen geworden, aus den Spielzeugtraktoren eine raumumfassende, schleifende Maschinerie. Diese wird angetrieben von übermenschlichen Kräften – von einem Motor, der scheinbar ausserhalb der Kunsthallen-Wände liegt und zu einem grösseren Ganzen gehört. In der Ausstellung An Idea of Late German Sculpture; To the People of New York, 2018 wird der Kunstraum zu einem stadtähnlichen System, in welchem sich die architektonische Landschaft jeden Tag von neuem bewegt und verändert.
Offenes Atelier
Dienstag, 6. Februar 2018
ab 18 Uhr, offenes Atelier mit einem Vortrag von Lena Henke